Wie jeden Sommer hat es auch dieses Jahr eine Flut an Artikeln zum Eis und zum Eiskugelpreis gegeben. Das übliche Thema zur schrittweisen Erhöhung des Preises der Eiskugeln hat in der sommerlichen Diskussion dieses Jahres zum Glück eine andere, positive Dimension bekommen. Langsam ist der gegen die Berufsgruppe stimmungsmachende Ton verschwunden und wurde durch die reelle Wahrnehmung der Kosten eines handwerklich arbeitenden Eiscafés und des Werts des verkauften Produkts ersetzt. Für die Erreichung dieses ersten Wandels der Wahrnehmung wurden bis heute drei Jahre benötigt, während denen bei jedem Interview mit der üblichen Frage zum Eiskugelpreis eine pädagogische Lehrstunde basierend auf vier Grundpfeilern abgehalten wurde.
1. Der Eiskugelpreis ist das Ergebnis der Berechnung der Betriebskosten (der Standort und die Größe eines Eiscafés haben unterschiedlichen Einfluss auf den endgültigen Eiskugelpreis). Die Kosten des externen Personals, das auf der Grundlage von Gewerkschaftstarifen eingestellt wird, ist der andere Faktor, der großen Einfluss auf den Preis hat (Ich füge am Ende immer einen ironischen Spruch an: Es muss Schluss damit gemacht werde, uns alle als schwarzarbeitende Emigranten zu wollen, damit der Kugelpreis niedrig bleibt.).
2. Das handwerklich hergestellte Speiseeis wird nach Gewicht und nicht nach Luft berechnet und das Gewicht einer Eiskugel betrug 1970 z.B. ca. 25-30 g. Heute haben wir Eiskugeln die mindestens 90 g, bis zu 100 g und sogar 120 g wiegen. Wie sollte man diese Gewichtssteigerung ohne Preiserhöhung rechtfertigen?
3. Deutschland ist das Land, in dem eine Eiskugel noch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet! In Spanien, Frankreich und Italien sehen die Preise, die alle anstandslos bezahlen, wenn sie dort Urlaub machen, schon ganz anders aus.
Hier beschwert man sich, wenn die Eiskugel 1 € kostet, während 3 € in Spanien keinen stören. In Spanien definieren die Kollegen das deutsche Phänomen des “billigen” Eises als Akt der Verschleuderung des reellen Wertes des handwerklich hergestellten Speiseeises und – so fügen sie hinzu – es sind gerade die italienischen Speiseeishersteller gewesen, die diesen Prozess der Abwertung des Produkts eingeleitet haben, da sie aus Angst vor der Reaktion der Kunden nach und nach ihr Eis zu immer niedrigeren Preisen verschleudert haben, die in keiner Relation zur Erhöhung der Betriebskosten eines Eiscafés stehen.
4. Der nostalgische Aspekt, der verbunden ist mit den Eiscafés der sechziger Jahre, und die romantische Sicht des Speiseeises, die daraus hervorgegangen ist, freut uns sehr, aber ….. es sind fünfzig Jahre und mehr vergangen.
Wir schätzen die Deutschen gerade wegen ihres unbestrittenen Hangs zur Analyse und ihrer Fähigkeit, mathematisch wie auch nach Aspekten der Angemessenheit zu rechnen. Es ist daher an der Zeit, dass auch das Eiscafé langsam in diese Analysen der aktuellen wirtschaftlichen Wirklichkeit aufgenommen wird.
Und die Ergebnisse haben nicht auf sich warten lassen. Es sind Artikel mit Preislisten aus anderen Ländern erschienen und ich denke, dass es für viele ein Schock war, als sie sich bewusst wurden, dass die Eiskugel in anderen Ländern sehr viele teurer als in Deutschland ist. Es sind Artikel erschienen, in denen man darüber spricht, dass Qualität ihren Preis hat (endlich!) und daher auch ein mit Zutaten von lokalen Zulieferern frisch zubereitetes Produkt einen anderen Wert hat. Es sind Artikel zu Stromkosten, Mieten und Löhnen usw. erschienen. All diese Informationen tragen dazu bei, die Aufmerksamkeit auf das handwerklich hergestellte Speiseeis als Qualitätsprodukt, seinen Wert und den entsprechenden Preis zu lenken.
Besonders muss daher auf all jene aufgepasst werden, die mit diesem Image spielen, jedoch ein minderwertiges Produkt zu einem Preis anbieten, der zu hoch dafür ist, dass es nicht pasteurisiert ist, dass es keine eigene Originalität besitzt, dass es keine Produktionskosten für korrekt entlohntes Personal und ausgewählte Zutaten beinhaltet.
Es wäre kontraproduktiv, hier zu schummeln und die Arbeit der Kollegen und das Image der Berufsgruppe zu schädigen und die Promotion- und Kommunikationsarbeit zunichte zu machen, in die der Verband investiert, um die eigenen Mitglieder vor unlauterem Wettbewerb zu schützen.
Annalisa Carnio