Speiseeis ist keine neuzeitliche Erfindung. Schon seit dem Altertum war der Verzehr von “Gefrorenem” bekannt, wie viele Quellen bezeugen. Aus den Reiseberichten Marco Polos geht hervor, daß in China bereits vor etwa dreitausend Jahren in der warmen Jahreszeit eine Art Speiseeis aus Milch und Fruchtsäften hergestellt worden sein soll, teils mit exotischen Gewürzen verfeinert.
Im antiken Rom wurde vor allem Schnee für die Herstellung kalter Speisen und Getränke verwendet. In der umfangreichen Rezeptsammlung “De re coquinaria” beschreibt APICIUS, ein berühmter Gourmet zur Zeit der Kaiser Augustus und Tiberius, die Verwendung von Schnee des vergangenen Winters für eine Art gekörntes Speiseeis auf Fruchtbasis.
Auf die anregende Wirkung verwies bereits HIPPOKRATES (um 460 bis 377 v. Chr.) – er empfahl seinen Patienten den Eisgenuß, dieser belebe die Säfte und steigere das Wohlbefinden.
Historiker wissen auch von Arabern, die Speiseeis hergestellt haben. Im Zuge der ottomanischen Eroberungen brachten sie dieses Handwerk mit nach Sizilien. Dort hat sich bis heute die Tradition einer ureigenen Herstellungsform erhalten, denn “Cassata”, “Sorbet” und “Sherbet” sind arabischen Ursprungs. Auch “Konditor”, “Marzipan”, “Sirup” oder “Saccharose” sind Wortentlehnungen, die wir der Vorliebe der Araber für alles Süße verdanken.
Als große Eisliebhaberin galt auch Katharina von Medici. Anläßlich ihrer Vermählung mit dem späteren König Heinrich II. 1533 in Florenz wurde auf ihren Wunsch als Nachtisch Gefrorenes aus Himbeeren, Orangen und Zitronen gereicht.
Ein “Faiseur d’eaux”, ein Verfertiger von Eisspeisen und -getränken, der Italiener Buentalenti, gehörte schon bald zum Hofstaat der Königin. 1625 heiratete Henrietta Maria, Enkelin der Katharina von Medici, Karl I. von England. Sie brachte in ihrem Gefolge als Leibkoch und Eiskonditor Gérard Tissain mit, dem der König die Todesstrafe androhte, sollte dieser seine Eisrezepte preisgeben. Kurze Zeit darauf, im Jahr 1643, erschienen erstmals Schokoladen- und Vanilleeis.
Um 1700 gelangte die Kenntnis über Gefrorenes durch Einwanderer nach Amerika. Die “New York Gazette and Weekly Mercury” brachte 1777 die Anzeige für “Ice Cream”, aufgegeben von Ph. Lenzi, einem Confectioner aus London.
Unter der Regentschaft Napoléons III. (1852 bis 1870) tauchten in Paris die ersten Eisbecher auf, ebenso das Parfait. In Wien wurden bald die ersten Eiscafés und Eisschokoladen serviert. Ende letzten Jahrhunderts war es dann der Italiener Italo Marchioni, der in seiner neuen Heimat Amerika anläßlich des Nationalfeiertages am 4. Juli aus einer flachen, runden Waffel ein Hörnchen formte. Seine Landsleute haben ihm dafür im italienischen Longarone ein Denkmal errichtet.
Nach Deutschland kam das Eis erst vor gut 200 Jahren, als im Hamburger Alsterpavillon den Gästen “Gefrorenes” angeboten wurde. Bis zum vorigen Jahrhundert war Eis ein Vergnügen nur für Wohlhabende und den Adel, denn Zucker war ein rares Gut. Er ist mittlerweile der wichtigste Bestandteil von Eis, denn Zucker verhindert, daß die Masse zu hart wird.
Seit Zucker aus heimischen Rüben gewonnen wird, gibt es Eis für Jedermann. Die erste deutsche “Speiseeis-Verordnung” macht den Begriff “Speiseeis” Anfang der Dreißiger Jahre dann zu einer amtlichen Bezeichnung.